Imaginäre Freunde, die Helfer in der Not

Ein Blog von meinem Leben

Imaginäre Freunde, die Helfer in der Not

Foto von stock.adobe.com

Wie fantastisch wäre es denn, wenn alle tolle und einzigartige Freunde hätten, die einen lieben egal was man tut und immer zu jeder Zeit für einen da sind, wenn man sie braucht, ohne vorher anrufen oder reden zu müssen, die einfach immer mit dabei sind, einen nie verlassen?

Klar es gibt Menschen, die einem nahestehen. Klar es gibt Freunde, Verwandte, Bekannte, Familie, die immer für einen da sind, mit denen man über alles reden, ihnen alles erzählen kann. Da liegt aber auch schon der entscheidende Punkt: Man muss vorher etwas sagen und da fängt bei vielen, wie unter anderem auch bei mir, das Problem schon an. Deshalb gibt es imaginäre Freunde.

Aber ab welchem Alter wird es eigentlich abnormal einen Imaginären Freund zu haben? Und warum ist das so? Wenn Kinder einen unsichtbaren Begleiter haben, egal ob menschlich, tierisch oder übernatürlich, finden das die Meisten süß, niedlich oder normal. Hatte ja schließlich jeder in seiner Kindheit, heißt es dann. Es trägt sogar zu einer besseren sozialen Entwicklung bei, sei wichtig und ein Zeichen von psychologischer Gesundheit, kann man im Internet lesen.

In der Jugend und Pubertät wird es dann schon etwas seltsamer. In den meisten Fällen sind die Begleiter und Fantasien dann schon bekannte Stars und Sternchen im Showbusiness oder dem Schwarm aus der Klasse oder sonst jemanden der wirklich existiert. Zumindest war das bei mir so. In diesem Alter wird es dann Teenietraum oder Wunschfantasie genannt. Doch egal ob Kind oder Jugendlicher es heißt in beiden Fällen, das ist doch nur eine Phase, das hört wieder auf.

Aber wann muss es aufhören? Wann muss diese Phase vorbei sein? Mit 18? Mit 20? Wird das mit einem gewissen Alter datiert oder mit einem bestimmten Lebensabschnitt? Und was wenn diese Phase eben nicht aufhört? Oder immer wieder kommt? Was wenn diese Begleiter bleiben?

In einem Bericht der Süddeutschen Zeitung heißt es, dass bei Erwachsenen „oft einschneidende Gründe vorliegen“, wenn sie mit einem imaginären Freund leben, dass „an Psychosen leidende Erwachsene solche Vorstellungen erzeugen, um ihre beengte Welt zu bewältigen“. Beispiele von einem kinderlosen Ehepaar, dass sich ein unsichtbares Kind einbildet oder einem Menschen, der eine nahestehende Person, z.B. den Partner, verloren hat und ihn sich so wieder für immer zurückholt, werden unter anderem genannt. Erfahrungen bei Erwachsenen scheint es also zu geben, allerdings klingt das was man da so liest, weder positiv noch psychologisch gewollt. Es klingt schlicht und einfach nach einem Problem, das gesunde Erwachsene nicht haben, nicht brauchen.

Wer braucht denn schon einen unsichtbaren Begleiter, wenn er ein gutes soziales Umfeld hat und glücklich ist? „Niemand.“, werden jetzt viele sagen, doch ich bin mir da nicht so sicher. Vielleicht haben in Wirklichkeit viele von uns einen oder mehrere solcher Freunde. Ich behaupte das jetzt einfach einmal so. Der Unterschied zu den Kindern oder Jugendlichen ist wohl der, dass wir uns nicht mehr darüber sprechen trauen. Wir haben Angst als verrückt oder gestört abgestempelt zu werden, Angst ausgeschlossen oder ausgelacht zu werden.

Als Erwachsener darf man eben keine Fantasie mehr haben, in keiner Traumwelt mehr leben. Man muss auf dem Boden der Tatsachen leben und die Realität bewältigen, so wie sie ist. So einfach ist das. Und doch denke ich, dass das nicht so sein muss und auch nicht so sein soll, denn wer Träume hat, auch wenn sie noch so unerreichbar und wahnwitzig erscheinen, der hat Ziele und mit einem Ziel, auch wenn es traurig klingt, ist man den meisten in der heutigen Zeit schon voraus.

Ich für meinen Part habe imaginäre Begleiter, hatte ich schon immer. Seit Neuestem weiß ich, dass das was ich tue in meiner Gedankenwelt sogar einen Namen hat in der Psychologie. „Absorption“ oder so ähnlich wird das genannt. Ein Schalter, den das Gehirn betätigt um sich aus der Realität heraus zu nehmen. Somit wird mein allgemeines Leben und das Leben mit meiner Krankheit leichter.

Ich wähle meine Gefährten seitdem ich denken kann aus Filmen, Büchern, Serien aus. Selten aber doch kommt es dann vor, dass sich doch mal der ein oder andere reale Mann einschleicht, aber das ist eher die Ausnahme. Ja ich sage bewusst Mann, denn bei mir sind es Männer. Immer. Ohne Ausnahme. Den Vorteil den ich daraus ziehe, dass sie im Internet irgendwo aufzufinden sind, ist der, dass ich sie mir erstens immer wieder ansehen kann, mir dadurch ihre Mimik, Gestik, ihre Stimme, ihr Aussehen, besser einprägen kann.

Wenn sie in der Geschichte in der sie vorkommen sterben, erwecke ich sie einfach durch ein bestimmtes Ereignis mit mir wieder zum Leben. Wenn sie eine Freundin, Geliebte oder Sonstiges haben, stirbt sie einfach durch ein Ereignis, trennt sie sich von ihm, betrügt ihn oder tut sonst irgendetwas damit sie von der Bildfläche verschwindet, sofern das nicht die Macher sowieso für mich erledigen. Außerdem denke ich mir zum Handlungsverlauf der Serie bzw. des Filmes sofort einen zweiten Handlungsstrang, in dem ich vorkomme, wodurch ich mich bewusst in das Leben des Charakters einbaue und mir während des Prozesses des Kennen Lernens und Einprägens schon eine gewisse Beziehung zu ihm aufbaue. Dadurch kann ich mittlerweile Charaktere in 5D in meine Welt bringen, mit ein bisschen Konzentration und Fokus.

Ich weiß natürlich dass sie nicht echt sind, sehe sie nur wenn ich sie mir bewusst vorstelle und ich spreche meistens nicht in der Realität mit ihnen, das tue ich fast ausschließlich in meinen Gedanken. Aber sie sind da und begleiten mich, wann immer ich das will. Momentan sind es drei um genau zu sein, das war aber nicht immer so und waren auch nicht immer die Selbigen. Es ändert sich auch ständig.

Meine Therapeutin ist von der Tatsache, dass ich das tue und kann sehr sehr begeistert. Sie meint im Normalfall muss man das den Patienten auf mühsamen lang andauernden Weg lernen. Sie erwähnte auch eine Dame, die das Phänomen, das ich mir in meiner Kindheit einfach so selbst beigebracht habe, erforscht hat. Sie hat angeblich sogar einige Schriftstücke darüber verfasst und Menschen gesucht, die sich diese Fähigkeit, so wie eben ich, selbst beigebracht haben. Der Name dieser Dame ist mir leider entfallen aber ich werde meine Psychotherapeutin auf jeden Fall in der nächsten Sitzung danach fragen und ihn hier nachtragen, für alle die es interessiert.

Ich muss dazu sagen, ich hatte schon immer viel Fantasie . Ich habe schon solange ich denken kann lieber in meiner Traumwelt gelebt, vermutlich bin ich deshalb von der Film- und Fernsehbranche so angetan. Wenn ich an Orte komme, vor allem in unberührte Natur, dann sehe ich sofort eine Filmkulisse vor mir und mir fallen Geschichten ein, die sich dort abspielen könnten. Das Unreale real machen, das Unsichtbare sichtbar, das Unmögliche möglich. Aus Ideen und Vorstellungen in Köpfen Einzelner, entstehen Geschichten und Abenteuer für Viele. Ein Traum!

2 Antworten

  1. […] versucht habe zurückzuhalten bis ich alleine war oder bis alle am Abend schliefen, waren meine imaginären Begleiter. Damals brauchte ich sie zum Leben, zum Überleben. Sie gaben mir immer Halt und das tun sie auch […]

  2. […] ich dazugelernt. Ich denke ich war so um die acht Jahre alt, als ich angefangen habe mir meinen Off-Schalter für die Realität zu bauen. Damals habe ich ihn aber, im Gegensatz zu heute, nur zum Einschlafen verwendet, damit […]

Schreibe einen Kommentar zu Bipolar – Achterbahn zwischen Extremen - Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert