Verlust und Trauer – Wenn mein Leben zerfällt

Ein Blog von meinem Leben

Verlust und Trauer – Wenn mein Leben zerfällt

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Nachdem ich offensichtlich eure ungeteilte Aufmerksamkeit habe und ihr gerne redet und lästert, heute mal eine volle Ladung Gesprächsmaterial extra für euch.

Wenn mein Leben zersplittert, dann bricht es nicht einfach in zwei, nein, dann zerspringt es in hundert tausende Scherben, jedes verdammte Mal. Es ist auch nicht so, dass ich es kommen sehe, dass ich es vorher weiß, nein, es kommt immer mit vollem Schwung von der Seite und wirft mich komplett aus der Bahn, aus allen Bahnen. Von einer Sekunde auf die andre ist nichts mehr wie es war. Alles was ich mühsam erarbeitet, erhofft, aufgebaut, geliebt habe, verschwindet in den Tiefen der Vergangenheit, einfach so.

Was bleibt ist eine weit offen klaffende Wunde, deren Blutverlust mich jedes Mal beinahe das Leben kostet. Im ersten Moment liege ich da, noch benommen von der imaginären Ohrfeige und versuche mich aufzurappeln. Ich begreife die Ausmaße, des soeben Geschehenen noch nicht wirklich. Ich fange an das Passierte zu verleugnen, wünsche mir die noch vor Sekunden dagewesene Idylle wieder zurück, doch das bringt alles nichts. Wenn ich dann langsam anfange zu begreifen, was da im letzten Moment wirklich passiert ist, durchdringt langsam die Finsternis meinen Körper. Langsam wie ein aufziehender Nebel durchbohrt es nach und nach meine Knochen. Ich versuche zu atmen, ich versuche mich zu bewegen, doch es fällt mir schwer. Es fühlt sich an als ob ein tausend Kilo schwerer Felsbrocken auf meiner Brust liegen würde. Mein Herz beginnt zu stechen, Broken-Heart-Syndrom lässt Grüßen. Tränen rinnen mir übers Gesicht.

Nach und nach macht sich Panik breit. Ich schreie, ich weine, ich fluche. Verzweiflung kommt dazu und wird immer größer. Wie bei einem donnernden Sommergewitter prasselt der Regen in Form von Erinnerungen auf mich herab. Hinzu kommen all die Wünsche, all die Hoffnungen, die von einem Moment auf den anderen ausgelöscht wurden, wie die Kreide auf einer Tafel. Ein Wink und alles gehört der Vergangenheit an.

Stunden um Stunden vergehen. Ich bin wie gelähmt, klammere mich an mein Handy und versuche mich mit aller Macht irgendwie abzulenken. Irgendwann nach schmerzhaften Stunden, Tagen, manchmal Wochen, bahnt sich dann die Gewissheit ihren Weg durch die fast undurchdringbare Dunkelheit in mir. Ich fange an zu verarbeiten dass alles nie mehr so sein wird wie es war.

Was dann kommt tut nicht weniger weh, wie der Moment selbst. Ich muss irgendwie anfangen mit der entstandenen Situation klar zu kommen. Ich hadere, ich zweifle, ich vermisse, ich wehre mich. Nach einer gewissen Zeit macht sich dann ein wenig Hoffnung breit. Wie Funken eines Streichholzes, die versucht ein Feuer zu entzünden, tauchen nach und nach immer mehr Gedanken der Zuversicht auf.

Man sagt zwar immer die Zeit heilt alle Wunden, aber an das glaube ich schon lange nicht mehr. Die Zeit heilt einen Scheiß, man lernt einfach nur mit den Schmerzen, dem Gefühl der Leere zu leben. Es wird nichts besser, man gewöhnt sich nur daran.

Heute war wieder so ein Moment, als mir mein geliebter Hund, der mit mir die letzten zwölf Jahre meinen steinigen Weg gegangen ist, der mit mir alle Hochs und Tiefs mitgemacht hat, einfach so unter meinen Fingern weggestorben ist. Er fehlt mir. Ich vermisse ihn. Ich habe Schuldgefühle und mache mir Vorwürfe. Ich hätte es vielleicht besser machen können. Ich hätte mich noch mehr anstrengen können, ihm noch ein besseres Leben zu bieten. Doch es bringt alles nichts mehr. Er ist weg und er kommt nicht wieder. Er ist der Zweite, den ich diesen Monat verloren habe, plötzlich, unerwartet, unvorbereitet.

Vor circa zwei Wochen nämlich habe ich den Mann verloren, den ich trotz der kurzen Zeit die ich ihn kannte, schon über alles geliebt habe. Wir haben uns erst im Sommer kennen gelernt. Er hat sich die letzten drei Monate voll ins Zeug gelegt um mich von ihm zu überzeugen. Jetzt ist er nach nur einem Monat weg. Seine Freunde und seine Familie scheinen gewonnen zu haben. Sie hatten von Anfang an ein Problem mit mir. Er hätte etwas besseres verdient als mich, etwas Besseres als eine alleinerziehende Mutter mit drei Kindern und drei Händen voll geretteter Haustiere, die auch noch psychisch gestört ist, täglich Medikamente nehmen muss und auch noch gute zehn Kilo zu viel auf den Rippen hat. Er sollte doch lieber single bleiben als mit jemandem wie mir zusammen zu sein.

Was soll ich euch sagen. Seine Abwesenheit zerreißt mich. Ich vermisse ihn. Ich vermisse seine Stimme. Ich vermisse seinen Geruch. Ich vermisse es in seinen starken Armen zu liegen. Ich vermisse es ihn zu küssen. Ich vermisse seine Hand beim Autofahren zu halten. Ich vermisse es bei ihm zuhause auf der Couch zu liegen und mit ihm zu kuscheln. Ich vermisse es wie er mich angesehen hat und wie er mir gesagt und gezeigt hat wie viel ich ihm bedeute. Ich vermisse ihn mit jedem Atemzug, mit jeder Faser meines Körpers. Ich verzweifle und hänge in der Luft, in der Hoffnung dass er mich vielleicht doch auch vermissen wird, vielleicht, irgendwann. Ich versuche zuversichtlich zu sein, dass er merken wird was er an mir hat, dass er merkt dass seine Gefühle stärker sind, als das Gerede von Außenstehenden, doch es fällt mir so unglaublich schwer.

Ständig starre ich auf mein Handy, auf meine Whats App Nachrichten in der Hoffnung dass eine Sms von ihm kommt. Bei jedem Läuten meines Handys hoffe ich, dass er es ist, dass er sich doch wieder meldet. Ich kann nichts essen,weil ich mich übergeben könnte, sobald ich nur an Nahrungsmittel denke. Ich kann nicht schlafen, weil mein Kopf die Erinnerungen an ihn immer und immer wieder durchlaufen lässt, wie in einer Endlosschleife. Wie kann ich jemals ohne ihn glücklich sein?

Wieder ist die Aussicht auf eine glückliche Beziehung im Keim erstickt. Wann die Verzweiflung und die Sehnsucht nach ihm besser werden wird, dass steht in den Sternen, zu stark sind meine Gefühle für ihn. Letzte Woche war mein Körper dann vollends überfordert mit der Situation und den absolut negativen Gedanken und Gefühlen und hat mich während der Arbeit auf die Krankenstation befördert. Ein Nervenzusammenbruch samt Panikattacke sind nicht die Dinge, die man auf einem Konzert gerne sieht, schon gar nicht von Mitarbeitern. Gott sei Dank habe ich mich nach kurzer Zeit wieder gefangen und konnte weiter arbeiten. Ich kenne das Spiel ja bereits.

Die Verzweiflung, die Sehnsucht nach ihm bleiben trotzdem. Die Hoffnung, dass er in ein paar Tagen einfach wieder vor meiner Tür steht, dass er sich einfach wieder meldet und uns noch eine Chance gibt, die bleibt vorerst.

Ich denke dass jeder Verlust für mich so tragisch ist, weil ich ja nicht nur Glück und Liebe zwanzig Mal so intensiv fühle wie ihr. Ich empfinde alle Gefühle so hoch. Noch dazu kommt, dass ich mich sehr schnell an Dinge, an Menschen gewöhne. Fällt der Mensch oder die Sache dann aus meinem Leben, dann durchbricht das meine Gewohnheit und das bedeutet vor allem eines nämlich Schmerzen, Verzweiflung, Ungleichgewicht und Angst. Trotz den ständigen Wiederholungen kann ich mich einfach nicht daran gewöhnen.

Das letzte Jahr hat mich so viel gekostet. Neben zwei Hunden, dem Mann mit F. und dem Mann meiner Träume sind da noch zwei leere Plätze in meinem Leben zu finden. Zum einen habe ich eine meiner besten Freundinnen verloren, zum anderen scheint die einzige Freundin, die mir noch bleibt, mir auch noch aus den Fingern zu gleiten, weil wir uns nicht mehr wirklich etwas zu sagen haben. Ich habe mich im letzten Jahr persönlichkeits-technisch einfach zu viel weiterentwickelt, während sie seit Jahren im gleichen Kreislauf gefangen ist.

Jetzt stehe ich ganz alleine da, wieder einmal. Ich muss mein Leben, das Leben meiner Kinder, das Leben meiner Eltern, die Haustiere und die Kindermädchen jonglieren, damit alles funktioniert und läuft. Wäre ich nicht da, würde das komplette System in sich zusammenbrechen. Noch dazu bin ich diejenige die eine „auf den Deckel“ bekommt wenn etwas nicht so läuft wie es soll. Immerzu versuche ich es allen Recht zu machen und die Scharade so gut wie möglich aufrecht zu erhalten. Der Druck alleine ist schon unerträglich an manchen Tagen, jetzt kommt die Einsamkeit wieder dazu.

Das einzige was mir momentan Mut und Kraft gibt, ist das Arbeiten als Security. Ich kann euch gar nicht sagen wie sehr ich diesen Job liebe. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie dankbar ich den Menschen bin, die mit mir zusammenarbeiten. Die Firma ist wie eine kleine Familie für mich, für jeden würde ich mein Leben geben, wenn notwendig. Man lacht und weint zusammen, man streitet sich und verträgt sich wieder, aber alle sind eine Einheit. Alle habe ich sie nach kurzer Zeit ins Herz geschlossen. Jeder Einzelne ist auf seine Art einzigartig, zu jedem Einzelnen schaue ich auf und versuche von ihm zu lernen und mich weiter zu bilden, weiter zu entwickeln. Es gibt noch so viel zu lernen für mich. Jeder Tag, den ich mit dem Team arbeiten darf ist ein Tag, auf den ich mich schon Tage vorher freue. Es ist nie langweilig, es gibt immer etwas zu tun und zu erleben. Tristen Arbeitsalltag gibt es in diesem Beruf nicht, weil jede Veranstaltung verschieden ist. Manche Abläufe bleiben zwar gleich, aber trotzdem ist immer alles anders.

Den anderen Vorteil, vor allem wenn man Single ist und Ablenkung braucht, ist die Tatsache dass diese Arbeit von Männern dominiert wird. Klar es gibt auch viele Frauen, aber noch mehr Männer. Wenn man sich abzulenken versucht von Liebeskummer und Einsamkeit, nicht das Schlechteste muss ich gestehen. Männer so groß wie Bäume, mit voll tattoowierten Armen und auffallend viel Muskeln. Haar- und Augenfarben aller Art. Allesamt Gentlemen der alten Schule, tierlieb, oft frech, immer respektvoll zu uns Frauen. Mit ihnen wird es nie langweilig, mit ihnen hat man immer was zu lachen. Wenn man, wie ich, auf so einen Typ Mann steht ein kleines Paradies. Wenn sie dann auch noch mit Handschuhen und sich wehrendem Unruhestifter an einem vorbeimarschieren, ja dann… Ach ihr wisst schon was ich meine.

Da ich momentan noch zu große Vertrauensprobleme habe, was in unserer Branche schlicht und einfach fehl am Platz wäre für eine Beziehung, versuche ich momentan noch Berufliches und Privates zu trennen, aber wer weiß schon was die Zukunft bringt. Zum Schauen gibt es mehr als genug und das darf man ja mal. Trotz allem oder vielleicht auch gerade deswegen bleibt die Hoffnung dass sich doch noch alles zum Guten wendet. Die muss ich haben, sonst würde es vermutlich sehr sehr schlecht um mich stehen. Sie ist die Einzige, die mich jeden Tag aus dem Bett bringt, die Einzige, die mich Tag für Tag durchhalten lässt.

Irgendwann werde auch ich glücklich sein. Irgendwann bekomme auch ich mein Happy End, daran muss ich glauben. Bis dahin versuche ich das Beste aus allem zu machen. Bis dahin lebe ich in den Momenten und halte mich an den lieben Menschen und Tieren fest, die ich noch habe.

Ich danke euch so sehr, dass ich euch alle in meinem Leben haben darf, dass ihr mich in eure kleine Familie aufgenommen habt. Ich genieße jede Sekunde mit euch. Ich liebe euch so sehr.

So und jetzt dürft ihr reden und lästern und Verschwörungstheorien aufstellen. Los.

Eine Antwort

  1. […] heute, heute ist nicht so ein Tag. Heute ist kein guter Tag. Heute ist ein Tag, an dem ich froh bin, wenn ich Zeit für mich habe. Ich habe keine Geduld, werde […]

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