Mein Bruder – eine kleine Liebeserklärung

Ein Blog von meinem Leben

Mein Bruder – eine kleine Liebeserklärung

Foto von mir

Nachdem sich die letzten zwei Seiten, die ich eben geschrieben habe soeben in Luft aufgelöst haben, also nochmal von vorne. Ich hoffe ich bekomme es nochmal so hin. Habe ich gerade die letzten 10 Minuten geheult wie ein Schlosshund? Vielleicht. Es war aber auch absolut perfekt. Aber hilft ja nichts. Dann mal los, auf ein Neues.

Ich denke das Problem am Älter werden ist nicht das Alter selbst, sondern die Veränderung. Vielleicht haben deswegen so viele Menschen Angst davor. Man weiß eben nicht was kommt und das macht Angst, das Unbekannte. Wenn wir älter werden verändern wir uns, die Erlebnisse, die Menschen um uns herum, das Umfeld, all das prägt uns. Wir müssen uns verändern, ob wir wollen oder nicht. Wir können uns noch so sehr dagegen wehren, am Ende bleibt uns nichts anderes über.

Als Kind ist noch alles relativ einfach. Ich musste mich damals um nichts kümmern, hatte fast alles was ich wollte und konnte einfach Kind sein. Ich kann zum Glück sagen, dass ich eigentlich eine ziemlich schöne Kindheit hatte, was ja leider nicht alle behaupten können.

Als ich älter wurde habe ich dazugelernt. Ich denke ich war so um die acht Jahre alt, als ich angefangen habe mir meinen Off-Schalter für die Realität zu bauen. Damals habe ich ihn aber, im Gegensatz zu heute, nur zum Einschlafen verwendet, damit meine Gedanken verstummen. Ich habe gelernt für mich selbst und später auch für meine Kinder zu sorgen. Ich habe gelernt, mich von den Menschen, die mir nicht gut tun zu trennen und die Menschen, die Hater, die Mobber, die mir nichts Gutes wollen einfach zu ignorieren. Denn seien wir mal ehrlich, meistens ist es doch so, dass diese Leute dass nur tun, weil ich selbst mit ihrem Leben nicht klar kommen.

Der Mensch der mich über die ganze Zeit begleitet hat, das war mein Bruder, mein bester Freund, mein engster Vertrauter. Ihm kann ich alles erzählen, mit ihm kann ich über alles reden. Er ist ein Jahr jünger als ich, aber einen ganzen Kopf größer. Und obwohl er mein kleiner Bruder ist, hat er immer auf mich aufgepasst. Das tut er übrigens bis heute. Ich kann euch gar nicht sagen wie unfassbar dankbar ich ihm dafür bin.

Ich kann mich noch erinnern, als wäre es gestern gewesen, wie wir als Kinder abends, vor dem Schlafen gehen, immer in einem unserer Zimmer auf dem Bett gesessen und geredet haben. Oft Stunden lang. Über die Schule, Freunde oder was sonst so passiert war an dem Tag. Ich liebte das. Es war mein Highlight des Tages, immer. Selbst wenn ich einmal einen schlechten Tag hatte wusste ich, wenn ich Heim kommen würde, war er da und er würde mir zuhören und was auch immer es war würde weg gehen oder zumindest leichter werden. Ich vertraute ihm genauso wie er mir. Ich musste meine Probleme nicht alleine tragen und er nicht seine. Wir halfen uns gegenseitig, trugen sie gemeinsam.

Doch dann wurden wir älter und unsere Meinungen und Einstellungen, unsere Vorstellungen vom Leben begannen immer mehr auseinander zu gehen. Es kam die Zeit in dem wir kein einziges Wort mehr miteinander sprachen. Ich schiebe es jetzt einfach einmal seinem nicht idealen Freundeskreis und meinen Narzissten-Männern in die Schuhe. Was oder wer wirklich die Schuld daran trägt das kann und will ich nicht herausfinden. Waren es fünf Jahre oder mehr, ich weiß es ehrlich gesagt nicht mehr. Es fühlte sich an wie eine Ewigkeit. Ich hatte ihn verloren, meinen geliebten Bruder, an das Leben.

Oft saß ich da und weinte weil ich ihn so sehr vermisste. Ich vermisste ihn so so unglaublich. Ach was hätte ich damals alles dafür gegeben nur noch einmal mit ihm auf seinem Bett zu sitzen und mit ihm zu reden, egal worüber. Mein engster Vertrauter, mein bester Freund, er war einfach weg. Ohne Vorwarnung. Ohne Erklärung. Ohne Aussicht auf eine Rückkehr. Plötzlich war ich alleine auf der Welt. Er hatte mir immer zugehört, hatte mich immer unterstützt, hatte mich immer verstanden. Er war immer da gewesen, und plötzlich war er einfach weg. Eine Welt zerbrach in mir, leise und unbemerkt.

Manche von euch denken jetzt vielleicht:“Dann hättest du ihn eben angerufen, ihn besucht oder ihm geschrieben.“ So einfach war das aber leider nicht. Wir hatten uns einfach nichts mehr zu sagen. Wenn wir uns sahen klaffte da ein Krater zwischen uns, wie der eines Vulkans, einer wie ich es mir nie hätte träumen lassen. Außerdem war ich damals schon krank, wie ich heute weiß, und nicht mehr unbedingt zurechnungsfähig was meine Entscheidungen betraf. Er verstand mich nicht und ich konnte seine Handlungen und Aussagen damals einfach nicht nachvollziehen. Er wurde zu einem Fremden, den ich, wenn es gut ging, einmal im Jahr sah.

Klar hätte ich ihn damals, wenn ich ihn dann einmal sah, am liebsten umarmt und ihm gesagt wie sehr ich ihn liebe, wie sehr ich ihn vermisse, doch das traute ich mich einfach nicht. Ich hatte das Gefühl, dass er das nicht wollen würde, das er mich vielleicht sogar ein Stück weit hasste.

Meine Mutter versuchte zwar immer wieder einmal uns zu einem Gespräch, zu einem neuen Kontakt zu überreden, doch selbst das half nichts. Irgendwann begann ich mich damit abzufinden, es einfach hinzunehmen, dass mein Bruder fort war. Ja es fühlte sich zeitweise sogar so an, wie wenn ich gar keinen Bruder mehr hatte. Einen kleinen Trost gab mir wenigstens das Wissen, dass es ihm zumindest gut ging, dass er zumindest noch da war, nur eben nicht mehr bei mir.

Neues Leben in unsere Beziehung zueinander brachte sein neuer Job und vor allem seine neue Freundin, mit der er bis heute zusammen ist.

Hier möchte ich gleich einmal ein riesengroßes Danke aussprechen. Danke das du für ihn da bist. Danke das du ihn liebst. Danke das du auf ihn aufpasst. Und vor allem danke dass du ihn zu einem besseren Menschen gemacht hast und ihm gezeigt hast, dass Familie doch wichtiger ist, als er bis zu diesem Zeitpunkt gemeint hat. Ich weiß wir haben nicht so ein enges Verhältnis. Ich muss gestehen ich hätte es gerne, wäre gerne die Schwägerin, die auch eine gute Freundin ist. Wie du aber vermutlich schon weißt fällt mir der Kontakt zu anderen Menschen nur leider unglaublich schwer und so gerne ich dir näher kommen würde, so unbeholfen bin ich dabei. Ich weiß einfach nicht was ich sagen oder wie ich es anstellen sollte und lasse es dann einfach weil es mir peinlich ist und ich mir blöd vorkomme. Eines kann ich aber hier mit bestem Gewissen sagen. Ich bin überglücklich dass du meinen Bruder so glücklich machst und ich werde immer da sein falls du einmal was brauchst. Du bist jetzt Teil unserer Familie und wir werden immer unser Bestes für dich geben, so wie wir es für einander tun!

Mit seinem neuen Lebensabschnitt und meiner immer wieder mal Trennung von dem Mann mit S, begann unser Kontakt wieder etwas aufzuleben. Er brach zwar immer wieder ab, weil mein Bruder Stress in der Arbeit hatte oder ich mich wieder einmal von dem Mann mit S. beeinflussen lies, weil ich gerade doch wieder mit ihm zusammen war, doch im Großen und Ganzen waren wir zumindest wieder auf der Bildfläche des anderen. Wir unterhielten uns wenn es zu einem Treffen oder Telefonat kam über meine Männer, seinen Job, unsre Träume und konnten sogar über Dinge sprechen, bei denen unsere Meinungen auseinander gingen ohne zu streiten. Ein altes aber auch immer noch sehr beliebtes Gesprächsthema waren natürlich auch unsere Eltern. Von Trost spenden und Rat geben bis hin zum gemeinsamen, nennen wir es einmal „Lästern“ ( Ja ich weiß, sorry Mama und Papa) war alles dabei.

Ich vermisste ihn zwar immer noch und den engen Kontakt, den wir als Kinder hatten, aber es war ertragbarer geworden.

Heute habe ich ihn wieder zurück. Täglich danke ich Gott, dem Universum, oder wie auch immer ihr das da oben im Himmel eben nennen wollt, dafür. Klar wünschte ich wir würden uns genau so viel hören und sehen wie ich meine Eltern sehe und höre. Meine Mama ruft mich jeden Tag an und wir tauschen uns kurz aus und jedes Wochenende besuchen wir sie. Doch ich genieße auch die Telefonate, die wir jetzt haben, die können dann nämlich auch gleich mal ein paar Stunden dauern.

Ich gestehe, ich traue mich zwar nicht, oder kann mich nicht überwinden, ihn anzurufen, ich will ihn nicht nerven oder stören oder zu Last fallen oder wie auch immer. Aber er ruft öfter an, teilweise sogar einmal die Woche. Ich liebe es einfach mit ihm zu reden, das hat sich nicht geändert und wird es sich wohl auch nie. Wenn ich die Möglichkeit habe besuche ich ihn auch in seiner Arbeit und wir haben nebenbei etwas Zeit zu plaudern. So unter uns gesagt, fahre ich aber in erster Linie gar nicht zu ihm um mit ihm zu reden, sonder mir reicht es einfach nur ihn zu sehen. Das alleine macht mich schon unfassbar glücklich.

So jetzt ist es raus. Das ganze Geheimnis. Meine ganzen Gefühle. Ich muss zugeben die Erinnerung an vieles was ich heute hier geschrieben habe tut noch immer weh. Das ist aber okay. Es ist vorbei. Das ist das aller aller Wichtigste.

Bruderherz, wenn du das hier liest will ich dir noch eines sagen: Ich bin so unfassbar stolz auf dich, auf alles was du erreicht hast. Au0erdem bin ich dir für so ultimativ viele Sachen dankbar und ich hoffe immer, dass ich das was du alles für mich getan hast und tust, ich dir irgendwann zurückgeben kann. Du bist zu einem Mann geworden, wie ihn sich eine Frau nur wünschen kann und du hast dein Glück und deinen Erfolg mehr als verdient. Auch wenn du dich immer klein machst und nie ganz zufrieden bist mit dir und deiner Leistung, ich finde du bist einfach der Beste. Du bist der aller tollste Onkel den es gibt. Du bist der tollste Mensch den ich kenne. Du bist mein engster Vertrauter und mein aller bester Freund und ich hoffe dass das ab jetzt immer so bleiben wird. Ich liebe dich für alles was du bist und tust. Ich liebe dich so so sehr. Ich würde wenn es sein muss mein Leben für dich geben. Danke das du in meinem Leben bist. Danke das ich in deinem Leben sein darf. Ich habe dich lieb!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert