Die große, unbeantwortete Frage nach dem „Warum?“

Ein Blog von meinem Leben

Die große, unbeantwortete Frage nach dem „Warum?“

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„Warum schreibe ich diesen Blog?“. Das ist die Frage die ich in den letzten Tagen öfter gestellt bekommen habe, aber mich auch selbst mehr als sonst gefragt habe. Allerdings ist sie nicht so einfach zu beantworten. Schon gar nicht schnell.

Die eine Komponente ist auf jeden Fall, dass ich es für mich tue. Ja, ich tue es zum größten Teil nicht für euch. Also doch schon, aber nicht vorwiegend. Ich schreibe, weil sich dann meine Gedanken ordnen. Das ganze Chaos, das durch Depressionen, meine Krankheit oder andere Verwirrungen des Lebens ausgelöst wird, das nimmt plötzlich Form an, wenn ich, wie jetzt vor dem PC sitze und vor mich hin tippe.

Schon in meiner Kindheit, seitdem ich denken kann, habe ich geschrieben. Zugegeben, das was ich damals geschrieben habe würde ich niemandem auf dieser Welt antun, aber trotzdem. Es hat mir schon immer Spaß gemacht und auch ein Stück weit geholfen. Geholfen beim Ordnen, geholfen beim Erinnern, geholfen beim Verstehen, geholfen beim Verarbeiten. Neben meinen imaginären Freunden ist es das, was mir geholfen hat mich selbst besser zu verstehen, mich selbst besser kennen zu lernen.

Das Problem an meinem Kopf ist, dass es immer laut ist. All die Gedanken, die Erinnerungen, die Dinge die ich zu tun habe, Hoffnungen, Ängste, alles spukt darin herum. Es ist immer ein Durcheinander, immer Chaos. Wie wenn am berühmten „Black Friday“ alle Wartenden auf einmal ins Geschäft stürmen und durcheinander schreien, streiten, durch die Gegend hetzten. Niemand weiß was er will oder tut und doch tun alle alles auf einmal.

Wenn ich irgendwann dann versuche das Ganze in etwas, das Sinn macht zu verwandeln, zum Beispiel abends, wenn ich Zeit für mich habe, und mich einfach nur hinsetze und nachdenke, dann scheitere ich zu 99%. Es funktioniert einfach nicht. Man kommt einfach nicht weiter wenn man über seine Gedanken nachdenkt. Es ist wie wenn man Feuer mit Feuer zu löschen versuchen würde. Wie wenn man bei einer Überflutung versuchen würde das Wasser los zu werden, indem man noch mehr Wasser dazu schüttet. Es kann einfach nicht funktionieren.

Wenn ich mich aber hinsetzte und anfange zu schreiben, dann, ja dann ist es plötzlich ganz still in meinem Kopf. Man würde eine Stecknadel fallen hören, so leise ist es dann. Die Gedanken verstauen sich wie von Geisterhand in verschiedenen Regalen, dahin wo sie gehören. Die Erinnerungen werden zur Vergangenheit, die Probleme werden zu Lösungen, die Ängste und Sorgen zu Mut und positivem Vorrausschauen mit ganz viel Zuversicht für das Kommende. Alle Worte reihen sich hintereinander. Sie stehen in einer Schlange, wie die Kunden an der Kassa, nachdem sie das heißersehnte Objekt der Begierde im Einkaufswagen haben und sich gemütlich und entspannt anstellen um zu bezahlen und freudig nach Hause zu fahren. Wie wenn es nie anders gewesen wäre, es den Krieg davor nie gegeben hätte.

Das ist der eine Grund warum ich hier sitze und schreibe. Es hilft mir und es macht mir Spaß.

Der zweite und mir genauso wichtige Grund, den ich allerdings leider nicht selbst steuern oder beeinflussen kann, ist, dass ich es für euch tue. Für diejenigen unter euch, die Situationen wie ich schon erlebt haben. Für diejenigen, die sich vielleicht sogar in einer jener oder ähnlichen Situationen befinden. Ich will euch damit zeigen dass ihr nicht alleine seit. Ich will euch zeigen, dass es okay ist wie es euch geht. Das es okay ist wie ihr euch fühlt. Das es vollkommen und ohne Zweifel absolut okay ist, wenn ihr gerade nicht so funktioniert wie ihr gerade solltet. Ich will helfen, wenn ich es kann. Ich will Trost und Hoffnung spenden. Ich will euch sagen ich bin da und mit mir viele viele andere denen es genauso oder ähnliche geht. Ich bin nämlich nicht die einzige, genauso wenig wie ihr. Wir sind nur ein oder zwei von Tausenden vom Millionen.

Das Problem ist, dass sich viele, auch ich mich sehr lange, so einsam fühlen, weil man denkt keinen zu kennen, dem es auch so geht. Weil man denkt man ist auf dieser gottverdammten riesigen Welt der einzige Mensch der mit sich zu kämpfen hat. Man verschweigt es. Man tut es als Kleinigkeit ab. Man redet sich ein es wird irgendwann einfach vorbei sein und dann ist die Welt wieder in Ordnung. Man schämt sich vielleicht sogar und versucht sich mit aller Kraft davon zu überzeugen dass alles gut ist, das alles so sein soll wie es ist, was es ist, mit wem es ist, oder eben nicht ist. Man begibt sich in eine Scheinwelt in der bunte Einhörner über noch buntere Regenbögen springen und hofft dass das die Wahrheit ist. Denn wer hat denn schon gerne Probleme? Und vor allem wer gesteht sie sich dann auch noch gerne ein? Wer zeigt sich gerne vor anderen Leuten verwundbar, fehlerhaft? Wer weint in den meisten Fällen dann auch noch gerne vor anderen Leuten? Das erfordert doch ganz schön viel Mut und Courage und noch viel, viel mehr Kraft, die man denkt vermutlich sowieso nicht zu haben. Vielleicht will man sie aber auch nicht aufbringen. Man würde sich doch sowieso nur blamieren. Dass man durch das Aussprechen der Situation eventuell andere Gleichgesinnte, die einen vielleicht sogar auch noch verstehen, finden würde, auf die Idee kommt man ja gar nicht.

Probleme und Fehler zu verleugnen ist nun mal der einfachste Weg. Leider in diesem Fall weder der Kürzeste, noch der, der am wenigsten Anstrengung erfordert. Denn ja sie kommen, die lieben Probleme, mit voller Wucht von der Seite und ganz, ganz leise aus dem Hinterhalt. Sie kommen und erschüttern die kleine heile Traumwelt. Sie zerbomben die Landschaft und reißen ganze Gebiete mit sich. Was bleibt ist dann eine leere Hülle, die unter den Lebenden wandert. Ein Geist, der versucht sich als Mensch zu verkleiden. Ohne Seele, ohne Kraft, ohne Mut, ohne Hoffnung auf Besserung, auf Veränderung.

Hier genau hier, aller spätestens hier, will ich euch an der Hand nehmen, im Idealfall schon viel, viel früher. Ich will euch sagen, dass es mir auch so gegangen ist, dass ich auch solche, ähnliche oder auch ganz andere Probleme hatte. Ich will euch sagen, dass ich weiß wie es euch gerade geht und wenn ich es nicht weiß, dass ich versuche euch zu verstehen. Meldet euch, schreibt mir, gebt mir irgend ein Zeichen. Ich will für euch da sein. Ich will für euch das Licht sein, das euch die Hoffnung gibt in eine Zukunft zu gehen, in der ihr euch nicht mehr so fühlen müsst wie ihr es tut oder getan habt. Es gibt Hoffnung. Immer. Alles geht vorbei, ob ihr es glaubt oder nicht. Alles wird irgendwie irgendwann gut, auch wenn es manchmal, oder sogar sehr oft, nicht so scheint.

Es mag all das, all die positiven Worte, vielleicht für euch wie Lügen klingen, wie abgrundtiefe leere Phrasen, die sich in schöne fantasievolle Versprechen kleiden. Aber das sind sie nicht. Jeder dieser Worte, die ihr hier lesen könnt ist wahr. Ich habe es erlebt. Ich war da. Also gebt nicht auf. Niemals. Versucht weiter, habt Hoffnung, gebt euch weiter Mühe, es wird alles gut. Die Zeit ist unser aller Verbündeter. Alles geht vorbei, das Gute aber auch das Schlimmste.

In diesem Sinne möchte ich euch zum Abschluss um nur eine einzige Sache bitten. Selbst wenn ihr absolut keine Hoffnung, keine Kraft oder keinen Willen mehr habt, weiter zu machen: bitte macht immer nur noch einen Tag weiter!!

Macht heute nur noch einen Tag weiter. Macht morgen nur noch einen Tag weiter. Macht übermorgen nur noch einen Tag weiter. Macht immer einen Tag weiter. Es wirkt wie nur ein kleiner Abschnitt, aber wenn ihr zurückschaut wird es irgendwann diese eine Tag sein, dem ihr euer ganzes Leben zu verdanken habt.

Das sind also die zwei Gründe, die das meiste Gewicht haben in der Frage nach dem „Warum?“. Da habt ihr jetzt eure Antwort. Zwei kleine Gründe, die mir am meisten Bedeuten.

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