Die anderen Frauen – von Fluch und Segen

Ein Blog von meinem Leben

Die anderen Frauen – von Fluch und Segen

Wenn man mit Narzissten zu tun hat weiß man automatisch auch, dass man es mit anderen Frauen zu tun hat. Natürlich bestätigen Ausnahmen die Regel, aber da sprechen wir wirklich von Ausnahmen.

Wenn man also doch trotz allen Warnzeichen und roten Stop – Schildern sich einbildet einen Narzissten, wenn man dann weiß dass er einer ist, daten zu müssen, dann muss man eben auch mit den Konsequenzen rechnen. Neben den psychischen Folterattacken und Spielchen wir man früher oder später die eine oder andere „Andere“ ungewollt kennen lernen. Natürlich ist das jedes Mal aufs neue ein Schlag mitten ins Gesicht. Denn selbst wenn man es weiß, ganz tief vergraben irgendwo im Hinterkopf, tut es trotzdem jedes Mal aufs Neue wieder weh.

Alte Wunden reißen nicht nur auf, man befindet sich in einem Deja-vu, das seines Gleichen sucht. Niemand will so etwas erleben, niemand hat so etwas verdient. Trotzdem wird man sich als Geliebte, weil mehr ist man eben nicht, auch wenn er einem etwas anderes einzureden versucht, immer wieder in diesen Situationen wiederfinden, wenn man nur lange genug an ihm festhält.

Das Problem ist spätestens nach dem ersten und, im Normalfall, unerwarteten Treffen leider nicht mehr, dass man nicht von den anderen weiß, nein. Man weiß ganz genau, dass es da noch andere gibt, mindestens eine, oft mehrere, die lösen sich dann auch nicht einfach in Luft auf. Das große Problem ist, dass ein Narzissten einem das Gefühl geben kann man wäre die einzige und wichtigste Person auf der Welt für ihn. Dieses Gefühl ist das, was einem meistens, oder zumindest mir, jedes Mal das Genick gebrochen hat. Das Wissen von den anderen Frauen schützt nämlich leider nicht vor dem Mann selbst, geschweige denn vor seinem Charme.

Man will nicht mehr, man kann nicht mehr, man weiß dass man etwas besseres verdient hat, man weiß dass man nicht die einzige ist und doch kann man irgendwann nicht anders als dem Unnachgiebigen doch wieder nachzugeben und zu verfallen.

Im Hinterkopf spuken dann trotzdem immer die anderen Frauen herum, ob man sie nun kennt oder nicht, egal wie sehr man sie zu vergessen oder auszublenden versucht. Man weiß es einfach und das ändert sich ja jetzt nicht mehr. Dieses Wissen ist noch zerstörender wie die ersten Treffen mit den „Anderen“. Es bricht einem immer und immer wieder das Herz, bei jedem Gedanken daran. Wie ein endloses Karussell an Vorstellungen vom dem Typen, den man eigentlich zu lieben versucht, mit anderen Frauen im Arm ,im Bett, küssen, kuscheln, Händchen halten, Sex habend.

Wer da noch klare Gedanken fassen kann ist vermutlich Meister in Selbstbeherrschung. Mich hat es jedes Mal wieder zerbrochen, gebrochen. Solange bis man auf den Knien bettelnd versucht das ganze Horrorspiel im Kopf mit aller Macht los zu werden und mit ihm den Typen selbst. Dass sich das leichter gesagt als getan ist wissen wir ja bereits.

Der nächste Schritt für die meisten Frauen ist dann andere Affairen ausfindig zu machen. Man denkt, dass das vielleicht Erleichterung bringt. Achtung Spoiler: wird es natürlich nicht, ganz im Gegenteil, man hat jetzt nämlich Gesichter für die Vorstellungen.

Kennt man eine, wird sich verbündet und nach anderen gesucht. So kommen dann schnell einmal fünf oder sechs Betroffene zusammen. Vor allem wenn man den Typen von der Arbeit oder aus dem Freundeskreis kennt. Das erleichtert einem in der Regel die komplette Suche.

Dann sitzt man also zusammen und jeder muss seine Geschichte erzählen, jeder muss die Details am besten Wortgetreu wiedergeben, jedem wird ausführlich und geduldig zugehört. Und dann? Ja dann wird gelästert und gelitten und Kopf nickend Bestätigung und Mitgefühl zugespielt. Man fühlt mit den anderen mit, jede ist schließlich in der gleichen Situation, das schweißt zusammen.

Aus lieben, freundlichen, hilfsbereiten Marionetten, werden plötzlich rachsüchtige, eifersüchtige, planschmiedende Drachen. Der Narzisst gehört gestürzt, entthront, bestraft. Er muss genauso leiden wie sie alle. Aus Fremden werden mit einem Mal beste Freundinnen. Jede neue Nachricht, jedes neue Foto, jedes neue Treffen wird ausführlich besprochen und analysiert. Was? Wie? Warum? Wenn man alles weiß ist man am Besten geschützt, so ist die Regel.

An diesem Punkt kann ich nicht anders als einen Schritt zurück zu machen und zu beobachten. In mir und vermutlich auch in allen anderen kommt hier nämlich doch die Eifersucht und ein Machtkampf auf. Niemand würde das jemals laut sagen, man ist ja ein Team. Aber jetzt mal ehrlich Mädels. Wir sitzen zwar alle im selben Boot, aber noch lange nicht auf der selben Seite.

Spätestens hier höre ich mir die Dinge vor allem nur mehr an, wie die Situation bei den anderen gerade aussieht. Ich steige aus dem Spiel aus, kann nicht mehr weiter machen, selbst wenn ich wollen würde. Ich mache bei den Kämpfen um den Mann der Träume nicht mehr mit. Ich habe gelernt, dass man dabei sowieso nur verlieren kann. Keiner kann hierbei gewinnen, außer der Typ selbst natürlich.

Nun werden die Geschichten noch ausführlicher, jeder versucht die Wichtigste oder Beste vom Mann der gemeinsamen Begierde zu sein, jede will von den anderen hervorstechen. Was wirklich vorgefallen ist oder dazu erfunden wurde, kann ich ab diesem Zeitpunkt ehrlich gesagt auch nicht mehr unterscheiden. Vielleicht stimmt auch alles, kann natürlich auch sein, ich kann es nicht mehr sagen.

Jede versucht den anderen, aber vermutlich am meisten sich selbst, einzureden, dass sie ihn nie wieder sehen will, das sie alles so schnell wie möglich beenden und nie wieder auf ihn hereinfallen will und wird . Auch hier Mädels, jetzt mal Hand aufs Herz, wir wissen alle, dass das nicht passieren wird. Wir sind alle süchtig nach ihm und wir werden alle wieder seinen Gelüsten nachgeben, wenn er es nur lange und intensiv genug versucht. Und das, das tun sie alle, die lieben Narzissten, mit vollem Einsatz. Die Opfer müssen ja schließlich wieder unterworfen werden. Das Machtverhältnis muss wieder hergestellt werden, mit allen Mitteln.

Wer es jetzt noch immer nicht verstanden hat: Das Ladies und Gentlemen, ist ein Kreislauf, den man nur durch absolute Gewaltmaßnahmen durchbrechen kann. Diese lauten im einfachsten Fall kompletter Kontaktabbruch auf allen Fronten. Im schmerzhaftesten Fall, begibt man sich unbewusst oder bewusst so weit ins Schussfeld des Narzissten, dass er mit aller Macht versucht einen los zu werden und einem das Leben zu zerstören oder zumindest zur Hölle zu machen. Drohungen sind da noch das Netteste von allem, glaubt mir.

Ich kann mich ab diesem Zeitpunkt Gott sei Dank mittlerweile so weit entfernen, dass ich nicht mehr auf die Lügen, die leeren Versprechungen, die Umwerbungsversuche des zuvor Angebeteten hineinfalle. Ich habe es oft genug gehört, oft genug erlebt, oft genug durch gemacht. Ich wurde oft genug zerstört. Klar ist es schwer. Klar ist es eines der härtesten Dinge, die ich in meinem Leben getan habe, jedes Mal aufs Neue. Klar benötigt man dazu eine Willenskraft wie man sie kaum aufbringen kann, wenn man ein normaler Mensch ist und Gefühle besitzt.

Für mich als „Kranke“ ist es nochmal schwerer. Aber ich weiß es wenigstens. Ich kann dagegen arbeiten. Ich kann mit mir arbeiten. Ich kann mein Glück bei mir suchen. Ich muss nicht mehr von Jemandem abhängig sein und dass, dass macht mich manchmal stärker, als ich selbst glaube zu sein.

Für die anderen bin ich natürlich weiterhin da. Höre gerne weiter zu. Versuche weiter zu helfen. Ich kenne schließlich eure Schmerzen, kenne eure Zweifel, kenne euer Hadern mit euch selbst. Ich kann euch zwar den Kampf mit euch selbst nicht nehmen, kann euch nicht vor ihm schützen, aber ich kann für euch da sein. Das ist das was ich bieten kann und immer gerne tun werde. Bleibt stark, wir alle haben etwas besseres verdient als nur die zweite, dritte oder siebente Geige zu sein. Vergebt euch eure Rückschritte, ihr werdet es irgendwann schaffen von ihm los zu kommen, ihr müsst nur immer weiter daran glauben.

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